17.-19.08.2017 Kiel

Nach dem unsanften Wecken durch den erbosten Fischer wird es Zeit sich langsam vom Urlaub zu verabschieden und nach Kiel zu segeln, wo wir für den Rest des Jahres einen Liegeplatz gebucht haben.
Da es anfangen soll zu regnen passt es ganz gut, dass wir gezwungenermaßen so früh aufstehen mussten, hoffen wir, auf diese Weise dem schlechten Wetter zuvorzukommen. Wir kommen gut voran und sind bald an der Kieler Förde. Wir segeln an wunderschön gelegenen Häfen vorbei. Hier hatten wir überall einen Liegeplatz angefragt, aber die Kieler scheinen selbst begeisterte Wassersportler zu sein. Man wollte uns maximal auf eine Warteliste setzen. Nicht das, was wir uns vorstellten. Je weiter wir in Richtung Kiel fahren umso hässlicher und industrieller wird es. Andi verspricht mir einen Super-Liegeplatz direkt an der Flaniermeile, so sei es ihm zugesagt worden. Mein Gesicht wird immer länger. Riesige alte verrostete Kähne kommen in Sicht und ich sehe mich schon zwischen schäbigen Schonern liegen. (Merkwürdigerweise kam es mir später mal auf der gleichen Strecke im Sonnenschein gar nicht so schrecklich vor.)

Aber es wird ganz hinten in der Bucht nochmal einen Tacken angenehmer, nicht gerade wundervoll, aber halt das Letzte was zu bekommen war.
Wir fahren in das Hafenbecken ein und wundern uns. Wir liegen direkt vor einem Ausflugslokal, Massen von Leuten wandeln vorbei und direkt hinter uns ist ein Anleger für Ausflugsboote. Das Volk um uns – alles andere als idyllisch.
Andi sucht derweilen den Stromanschluss. Hm – alle Plätze belegt, von den immerhin drei vorhandenen. Für uns keine Chance. Wir sind begeistert.
Gehen wir doch erstmal zum Hafenmeister. Sehr nett ist er – aber gute Nachrichten hat er nicht. Wir sollen eins der anderen Boote vom Strom nehmen, eines, das gerade nicht bewohnt ist. Sieht man ja auch sofort, ob die Crew gerade auf Landgang ist oder sich  grundsätzlich nicht an Bord befindet. Außerdem erzählt er uns, dass die Toiletten und Duschen vom Ausflugslokal zur Verfügung gestellt werden. Dieses sei aber nur bis 23 Uhr geöffnet. Wie bitte? – Und wohin sollen wir nachts? Die nächsten Möglichkeiten sind recht weit entfernt. Ist ja super.
Zurück an Bord stellen wir fest, dass das Volk tatsächlich Volk ist. Mir graut es davor, unsere Fahrräder hier auszupacken. Ich vermute, dass wir sie nicht mehr wiederfinden, wenn wir zurückkommen. Nein – so richtig wohl fühlen wir uns nicht. Da wird wohl noch ein Wörtchen mit der Verwaltung zu sprechen sein. Andi hätte ja auch gern in der gesamten Liegezeit wenigstens Erhaltungsstrom. Wir haben am nächsten Tag viel vor und gehen beizeiten schlafen.
Am Morgen marschiere ich los um die Duschen zu inspizieren. Nach der Rede des Hafenmeisters erwarte ich nichts Prickelndes. Das muss der Sekt zum Frühstück hinterher liefern 😉
Ein beherzter Schritt auf den Steg – in der Hand noch die Mülltüte – rutsche ich über die feuchte, vermooste Planke und tauche in das überraschend gar nicht so kalte Hafenwasser ein. Na gut, es ist Sommer, auch wenn sich das in den Tagen nicht immer so angefühlt hat. Erschrocken bin ich doch. Und froh, dass ich nirgendwo mit dem Kopf aufgeschlagen bin. Ein Blick um mich herum – hier komme ich nirgendwo hoch. Wie gut, dass Andi an Bord ist und mir sicher zu Hilfe kommen wird: „Andi!!!!“
Verdutzt schaut er aus dem Niedergang und sieht mich nicht sofort: „Danni? Du bist doch nicht im Wasser…???“.
Doch, und nicht nur ich, mein Handy in der Jackentasche auch: „Mein Handy…!“
Lieb, wie er sich über die glatten Holzplanken aufregt, nicht einmal der Vorwurf, ich habe nicht richtig aufgepasst.
Er rettet mich über die Badeleiter.

Ungefähr zu dem Zeitpunkt kommt der Hafenmeister vorbei – gerade recht. Der bekommt erst einmal was zu hören, verweist aber an die Verwaltung. Gut, wollten wir ja eh hin.
Zuerst aber fahren wir mit den Rädern zur Segelkiste. Das bereits in Greena reparierte Segel zeigt weitere Auflösungserscheinungen an den nicht nachgenähten Ösen der Mastrutscher.
Auf Andis Bitte vorsichtshalber alles nachzunähen ist man nicht eingegangen. Die anderen Stellen seien in Ordnung. Denkste. So sind wir wieder auf der Suche nach einem Segelmacher und lassen viel Geld in der Segelkiste, sind doch die Festmacher auch nicht mehr die Besten und gehören vor dem Winter noch ausgewechselt. Wir entscheiden uns für besonders handschmeichlerisches Tauwerk. Es wirkt empfindlicher, aber der Fachmann empfiehlt es. (Ja – weil wir wahrscheinlich bald neues brauchen; das erste Missgeschick ist mir nämlich schon passiert, sodass die ersten Fäden gezogen sind. Grmpf.) Der Segelkistenmann entwickelt sich zum Allrounder und verspricht uns, das Groß am nächsten Morgen abzuholen. Wir wollen ja schon bald für ein verlängertes Segelwochende zurückkehren, dann soll es fertig sein.
Auf dem Rückweg halten wir an der Hafenverwaltung, dort soll jetzt der Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Er ist bereits durch den Hafenmeister informiert und ist bereit, uns einen anderen Liegeplatz zur Verfügung zu  stellen, hat aber nicht die große Auswahl. Einer ist direkt an der Anlegestelle des Ausflugdampfers, hat zwar Strom ist aber sehr unruhig; der andere ist in einem anderen Hafenbecken aber eigentlich viel zu groß für die Hotze. Wir beschließen uns beide Plätze anzuschauen und Bescheid zu geben. An dem zu großen Liegeplatz fühle ich mich gleich deutlich wohler, er ist viel ruhiger gelegen, das Toiletgebouw ist näher, Strom ist da und es läuft kein „Volk“ ‚rum. Hier würde ich mich auch trauen die Fahrräder auszupacken. Andi sieht es glücklicherweise genauso. Der Hafenmeister würde auch diesen Platz wählen und da wir ja neue Festmacherleinen haben, die etwas länger als die Vorgänger sind, ist es beschlossene Sache: Wir ziehen um. Der Segelmacher ist beeindruckt als wir unsere ’neue Adresse‘ durchgeben: „Im Millionenbecken liegen Sie jetzt – da war Ihr Gespräch aber erfolgreich.“ Und tatsächlich – um uns herum liegen nur wertvolle Boote. Und eine Videoüberwachung gibt es auch. Ja, hier liegt die Hotze standesgemäß :-))

Wir haben noch ein weiteres to do in Kiel. Das neu angefertigte Matratzenstück in der Bugkabine hat nicht die passende Festigkeit, was Andi reklamiert hatte. Nun muss das gute Stück aber irgendwie nach Friesland kommen. Da wir kein Auto haben, müssen wir es irgendwie auf den Rädern zur Post bringen. Zum Glück gibt es den offenen Rucksack vom Sup. Den funktioniert Andi um, so dass er die Matratze auf dem Rücken transportieren kann. Er sieht aus, als transportiere er einen Weihnachtsbaum.

Die Entgegenkommenden amüsieren sich. Wir uns auch, aber der Spaß ist am Postamt vorbei. Die freundliche Mitarbeiterin klärt uns über die überschaubaren Kosten auf und empfiehlt uns, die unförmige Matratze in Packpapier einzuwickeln. So liegen wir im Vorraum der Post halb auf dem Boden und verbrauchen meterlanges Packpapier. Dann stellen wir uns wieder in die Reihe um das Teil loszuwerden.
Ein weiterer Mitarbeiter schaut kurz auf das Paket und stellt fest, dass die Post dieses nicht transportieren kann. Waaas?
Es ist zu groß, nicht normgerecht, nicht das richtige Zugmaß, was auch immer, die Post will es nicht haben. Gnädigerweise müssen wir das Packpapier und die verbrauchte Kleberolle nicht bezahlen. Wir stehen sprachlos da mit unserer Matratze. Alternativ fällt uns UPS ein. Wir telefonieren kurz um zu erfahren, dass UPS das Paket für 123 Euro nach Holland bringt. Wie bitte? Wir schnallen Andi das Paket wieder auf den Rücken und radeln frustriert zurück. Wir fahren selbst nach NL!

Tja, vorbei ist die schönste Jahreszeit. Der Himmel weint inzwischen auch und wir lassen es uns noch einmal bei Gosch gutgehen. Am nächsten Tag ruft die Endreinigung und schon sind wir in der Bahn nach Hause. Der einzige Trost: in 3 Wochen sind wir zurück um mit Sonja und Marcus ein weiteres Wochenende in der dänischen Südsee zu verbringen. Hotze, wir kommen wieder!