- Di 23.05.2017
Nachdem nun alle Leinen wieder da sind wo sie hingehören, machen wir uns zum zweiten Mal auf den Weg zur Oddesund Brücke. Wieder melden wir uns artig an und vereinbaren eine Öffnungzeit. Der Wind hat um 180 Grad gedreht und weht uns jetzt direkt entgegen. Wir verschwenden keinen Gedanken daran Richtung Sund zu kreuzen, wir wollen nur noch durch. Anschließend biegen wir eh stark nach Norden ab, was darauf hindeutet, dass wir dann noch schön segeln können.
Diesmsl geht alles glatt, ich funke den Brückenwärter noch einmal kurz an und er öffnet umgehend für uns – was ein Service.
Anschließend setzen wir die Segel und cruisen durch den Fjord Richtung Livø, unser geplantes Ziel für heute.
Dazwischen wartet noch die Sallingsund Brücke auf uns, aber ich kann nirgends eine Telefonnummer oder einen UKW Sprechfunkkanal finden. Beflügelt von der Oddesund Brücke würde ich mich gerne wieder vorab anmelden. Dann erblicke ich den entscheidrnden Hinweis in einer Detailkarte – Durchfahrtshöhe 26 Meter – ich glaube, die kann man gar nicht aufmachen – und so ist es auch.
Mit meinen 22 Metern sollte das ja kein Problem sein…
… und Ja, auch das passt!
Alles läuft bestens und wir kommen Livø immer näher, aber dann ändert sich das Wetter plötzlich. Scharze Gewitterwolken ziehen parallel an uns vorbei, wir entscheiden, die Geschindigkeit lieber etwas zu drosseln, damit wir vielleicht mit etwas Glück trocken davon kommen und die Wolken sich woanders entleeren. Wir genießen das dahindümpeln und nutzen die gewonnene Zeit für allerlei Dinge, die in den letzten Tagen etwas zu kurz gekommen sind. So langsam leben wir wirklich an Bord und segeln nicht nur. Dann ändern die Wolken aber noch mal die Richtung und verschlingen unser bereits in Sicht befindliches Ziel förmlich. Livø ist plötzlich nicht mehr auszumachen. Als die ersten Blitze sichtbar vor uns ins Wasser einschlagen und die Wolken immer näher kommen, drehen wir fix um und flüchten – wieder Richtung Salling Brücke, davor gibt es noch zwei Ortschaften mit Häfen, Nykøbing und Glyngøre, hier wollen wir Schutz suchen und hoffen irgendwie doch noch trocken zu bleiben.
Hinter uns tobt sich das Gewitter aus und so schnell es kam, so schnell verschwindet es auch wieder. Plötzlich reißt die Wolkendecke wieder auf und Livø erstrahlt im neuen Sonnenlicht. Na dann können wir doch auch wieder umdrehen – Ziel erreicht, wir haben nicht einen Tropfen abbekommen.
Wir umrunden noch kurz die Insel, um den kleinen Hafen auf der Ostseite anzusteuern, Danni bereitet schon mal alles fürs Abendessen vor, nach rund neun Stunden haben wir beide Hunger bis unter alle vier Arme.
Der Hafen ist echt klein und die Hafeneinfahrt dementsprechend eng. Es passen eigentlich nur vier Schiffe in diesen Hafen und wir kriegen den letzten Platz.
Angekommen, die Insel erforschen wir morgen.
Aber ein Highlight steht ja noch bevor – 21:00 Uhr – Flaggenparade!
In all unseren Revierführern wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das rechtzritige Setzen und Einholen der Flaggen für die Dänen elementar wichtig ist und zelebriert wird. Eine Missachtung wird als grobe Unfreundlichkeit angesehen und das wollen wir natürlich nicht. Also noch mal schnell googeln, wann genau muss die Flagge jetzt eingeholt werden und was ist mit der Gastlandflagge?
(Zur Info: Flaggen werden von 08:00 Uhr bis Sonnenuntergang jedoch spätestens 21:00 Uhr gezeigt und es müssen alle Flaggen eingeholt werden)
Wir sind bestens gerüstet und können die gemeinsame Flaggenparade gar nicht erwarten 😉 Im Salon stehend beobachten wir das Treiben der anderen drei Schiffe unter dänischer Flagge, wir wollen ja nicht unseren Einsatz verpassen.
Und dann geht es los, es rührt sich was, der erste öffnet seine Kuchenbude, streckt kurz den Arm raus und die Flagge ist drin – fünf vor neun. Was war das?
Der zweite kommt um eine Minute vor neun raus. Ich entschließe, das ist der richtige Zeitpunkt und gehe ebenfalls an Deck, um gemeinsam die Flaggenparade zu zelebrieren. Die Parade beginnt, ich hole die Flaggen ein, er geht zur Toilette. Was macht das dritte dänische Schiff? Vielleicht meine letzte Chance auf eine klitze kleine Parade, aber nichts der gleichen, die Schotten bleiben geschlossen und bei genauerem Hinsehen, ist die Flagge auch schon weg. Wann auch immer das passiert ist, ist es unseren aufmerksamen Blicken entgangen.
So geht also eine Flaggenparade, habe ich mir irgendwie spektakulärer vorgestellt.