23.04-27.04. Der Fluch ist gebrochen…

… Helgoland ich komme doch!

Wer hätte es gedacht, dass ich noch mal nach Helgoland komme. Nach drei gescheiterten Versuchen in den vergangenen Jahren, sah es zunächst wieder so aus, als sollte es nicht sein. Der Wetterbericht kam mit Windstärken von 6-7 und laut DWD mit vier Meter Welle daher. Aber wir haben es ausgesessen, haben uns im Moor von Rastede in Sicherheit gebracht und auf unsere Chance gewartet – und sie kam!

Aber zunächst verabschieden wir uns noch von unseren Kindern. Für Fabian und Julian beginnt am Montag wieder die Schule und Sandi und Mathis wollen den nahenden „Sturm“ lieber in Dortmund abwettern und entschließen sich den Urlaub abzubrechen.

Andi Lehmann, der eigentlich dazustoßen wollte, kann aus familären Gründen leider spontan auch nicht und so sind wir plötzlich und unerwartet ganz allein an Bord.  Mit so kleiner Crew über die Nordsee zu schippern – ein Gedanke, an den Danni sich erst noch gewôhnen musste ?

Bis dahin genießen wir erst einmal die Gastfreundschaft von Gitti und Christian, das Moor strahlt seine ganz eigene Ruhe aus und so genießen wir das besinnliche Leben von Delfshausen.

25.04.2017

Christian, der gefühlt inzwischen unser persönlicher Chauffeur geworden ist und uns in den Tagen von Pontius zu Pilatus gefahren hat – hier an dieser Stelle noch mal ein ganz dickes Dankeschön – bringt uns auch an diesem Tag bis zum Boot. Wir genießen noch einen Tag in Wilhelmshaven, erkunden die Stadt mit den Rädern und entdecken tatsächlich die schönen Seiten der Stadt. Am MIttag verlegen wir die Hotze schon mal in den Außenhafen (Nassauhafen), damit wir am nächsten Morgen in den Sonnenaufgang nach Helgoland starten können und von Brücken- und Schleusenöffnungzeiten unabhängig sind. Dabei stellen wir zudem noch fest, dass der Nassauhafen nicht nur strategisch besser liegt, sondern auch wesentlich schöner ist. Das Vereinsheim lädt zum Verweilen ein, wir sitzen am Stammtisch, in den die Namen der Vereinsmitglieder auf  Bronzeplaketten einzeln in den Tisch einegearbeitet sind – Wahnsinn! Einige Mitglieder sind bereits seit 1932 dabei ?

Nassau-Hafen

Wilhelmshafen Innen-Hafen

26.04.2017

Der Wecker klingelt mich um 05:30 aus dem Bett und ich lege wie geplant um 06:00 ab. Ich kann es kaum glauben, ich bin tatsächlich auf dem Weg nach Helgoland und das Wetter scheint mitzuspielen. Warum begeistert mich dieser Gedanke eigentlich so, was zieht mich so zu dieser Insel – mal schauen, vielleicht weiß ich es, wenn ich tatsächlich zum ersten Mal den Fuß an Land setze.

Die Fahrt durch die Jademündung läuft besser als gedacht. Wir haben 1,5 – 2,5 Knoten Strom gegenan und machen trotzdem unter Segel 6,5 – 7 Kn über Grund – ich glaube, die Hotze will auch unbedingt nach Helgoland. Danni gesellt sich langsam dazu und wir genießen gemeinsam den beginnenden Tag.

Am Ausgang auf die Nordsee müssen wir den Kurs kurzzeitig weiter nach Western korrigieren und rechnen eigentlich damit, dass wir den Rest dann gegen Wind und Strom motoren müssen, aber rechtzeitig dreht auch noch der Wind passend und so segeln wir raus auf die Nordsee. Es scheint so, dass Helgoland auch will, dass wir endlich mal vorbeischauen ?

Das Wetter spielt mit und es wird ein sonniger Tripp, der Wind dreht zwar im Laufe des Tages auf Nord und kommt somit genau gegenan, aber auch das kann uns nicht mehr abhalten, die letzten Seemeilen machen wir unter Motor, wir wollen endlich ankommen…

Helgoland kommt näher und näher und dann ist es endlich soweit, wir laufen ein – den Platz am Steuer muss ich mir dabei förmlich erkämpfen, Danni hat mehr und mehr Spaß am Steuer gefunden – oder macht Sie es nur, weil es dem Magen gut tut? ?

Auf jeden Fall lass ich mir die Einfahrt und den ersten Anleger nicht nehmen – stoße bei Danni aber auch auf vollstes Verständnis. Um 14:15 Uhr machen wir im Südhafen fest.

Der Steg gehört zwar zum ansässigen Vereinshafen, da wir aber an der Außenseite festmachen, gehören wir wohl noch zum städtischen Bereich und müssen im Stadthafen bezahlen.

Der Strom ist im Hafen aktuell defekt, die Dusche kostet 4,- Euro, ein Toilettengang 1,- Euro, aber egal – es ist Helgoland!

Nachmittags machen wir uns mit voller Elan an die Arbeit, die Insel zu erkunden. Wir packen die Räder aus und wollen gleich durchstarten, da werden wir erst einmal freundlich darauf hingewiesen, dass die Benutzung jeglicher Fahrzeuge nach der StVO hier verboten ist und dazu zählen auch Fahrräder! Also packen wir sie wieder ein und schnüren die Schuhe.

Die Insel ist atemberaubend und Fahrräder braucht man auch wirklich  nicht, hier ist alles gut zu Fuß zu erreichen, so groß ist Helgoland dann doch nicht. Ab jetzt begleitet uns auch Helge, unsere zugelaufene Robbe.

27.04.2017

Eigentlich wollen wir heute weiter nach Sylt, damit wir unserem Ziel Norddänemark ein weiteres Stückchen näher kommen. Aber wie so oft in dieser Woche spielt das Wetter mal wieder nicht mit und wir verlieren einen weiteren Tag, den wir im Hafen abwettern müssen.

Und dann erinnern wir uns an unser Vorhaben – Auszeit in Etappen – losfahren, sich treiben lassen und schauen wann und wo man ankommt. Wo es schön ist bleiben  und weiterfahren, wenn es passt.

Unsere Freunde und Weltumsegler Anja und Andre haben am Anfang Ihrer Tour erzählt, dass Sie immer nur das große Ziel „Atlantiküberquerung“ vor Augen hatten und wie Getriebene losgefahren sind. England, Frankreich und Portugal haben sie mehr oder minder querab liegen lassen und es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich eine gewisse Entspannung und Gelassenheit eingestellt hat. Gleiches wurde auch von Friederike und Henrik auf einem Seminar von Söhnke Röver  über die Tour „Rund Ostsee“ berichtet. Nach beiden Berichten haben wir etwas unverständlich geschaut und haben uns gefragt, warum entspannen die nicht einfach und genießen jeden Moment?

Tja, und jetzt sind wir hier auf Helgoland, können nicht weg und denken nur daran, dass wir einen weiteren Tag „verlieren“. Wir hechten gerade unserem Plan hinterher und machen genau das, was wir nicht wollten.

Die Frage stellt sich: Geht das überhaupt, wenn wir immer nur eine oder zwei Wochen am Stück haben? Oder ist es nicht vollkommen egal, ob wir nun in den Sommerferien in der dänischen Südsee sind oder irgendwo anders, wo es schön ist?

Daran müssen wir noch arbeiten, leider haben wir uns für den Rest der Saison einen Liegeplatz in Kiel gebucht, damit haben wir das Ziel für dieses Jahr schon festgelegt, das machen wir im kommenden Jahr schon mal anders – keine Ziele, nur genießen wo immer man ist.

Und wir sind gerade auf Helgoland, also fahren wir kurzer Hand auf die kleine Nachbarinsel „Düne“ und es wurde ein weiteres Highlight der  Tour. Auf Tuchfühlung mit hunderten Robben am Strand, bleibt die Düne ein unvergessliches Erlebnis und alles andere als ein „verlorener“ Tag.